Project coordinators: Lindsey Drury, Sima Ehrentraut, Karina Rocktäschel, Samira Spatzek, and Nina Tolksdorf

Collect, scatter, select, appropriate, annihilate, revive, re-contextualize, distort, neutralise, bury

Das Archiv als Macht-Wissen-Komplex des Sammelns, Verzeichnens und der Kategorisierung bleibt ein problematisches Konstrukt historiographischer Praxis und Erinnerungskultur.

Wissenschaftliche, künstlerische und aktivistische kritische Auseinandersetzungen mit dem Archiv haben den Zusammenhang von Institutionalisierung, Memoralisierung und Normierung ins Zentrum ihrer Arbeit mit und über Archive gestellt. Sie haben gezeigt, dass Archive keine Orte der neutralen Verzeichnung und Konservation kultureller Güter sind – sondern Spiegelungen hegemonialer und klassen- basierter Kulturwertgenerierung, Maschinen der Kanonisierung sowie Orte der Distribution von Zugehörigkeitsgefühlen. 

Wie also umgehen mit dem Archiv, das als Ort und epistemologische Praxis so eng verknüpft mit der es umgebenden gesellschaftlichen Ordnung ist und immer auch ein Schauplatz der Institution von Macht ist? Das hybride Format After Accumulation knüpfte an diese bestehenden Auseinandersetzungen an und thematisierte das Archiv als institutionalisierte Akteur*in historiographischer Praxis wie auch als wirkmächtige Metapher kultureller Traditions- und Identitätsbildung.

After Accumulation organisierte eine Lese- und Diskussionsrunde sowie verschiedene Workshops in Zusammenarbeit mit Institutionen und Einzelpersonen in Berlin und lud Julia Lübbecke als Dorothea-Schlegel-Artist in Residence mit ihrem Projekt „Welcome to the Dirty Archive“ in das Cluster ein. (als Link: weitere Details).

Für eine abschließende Reflexion über die Aktivitäten der Projektgruppe arbeitete After Accumulation mit der Künstlerin Maxine Vajt zusammen, die diese Website entwarf und konzipierte, auf der Fotos, Spuren, Notizen und Reste der Abschlussworkshops im Jahr 2023 gesammelt werden. Die Webseite hat eine teilweise interaktive Gestaltung, die darauf abzielt, die materiellen und digitalen Spuren, die After Accumulation in seiner Zeit hinterlassen hat, zu erfassen. Sie soll die Ambivalenz des Archivierens und die eingeschränkte Zugänglichkeit und Sichtbarkeit, die mit den Praktiken des Auswählens, Sammelns und Veröffentlichens einhergehen, in einen digitalen Raum übertragen. Das undeutliche Layout lenkt die Aufmerksamkeit auf das Paradox, die Ergebnisse eines Projekts zu archivieren, das darauf abzielte, genau diese Praxis zu kritisieren und zu überwinden.

Die Projektgruppe und ihre Aktivitäten wurden durch den Exzellenzcluster Temporal Communities (Freie Universität Berlin) in Zusammenarbeit mit dem SFB 1171 Affective Societies (Freie Universität Berlin) finanziert.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter: 
https://www.temporal-communities.de/explore/listen-read-watch/after-accumulation




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